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DOMÄNE ALS WELTBILD

In einer begehbaren Laube aus Magazinen, die an eine Behausung von Naturvölkern erinnert, werden massenmediale Bild- und Textdaten via Satellit und Internet empfangen und von Computern verarbeitet.

Eine Videokamera ist auf den der Laube gegenüber liegenden Leuchtkasten (Window) gerichtet, der einen alphanumerischen Zeichensatz zeigt, wie er auf jeder Tastatur zu finden ist. In das Kamerabild werden zufällig ausgewählte Fernsehbilder in die Zeichen der Tastatur eingestanzt und auf einen Monitor in der Laube übertragen. Durch die einzelnen Buchstaben des Zeichensatzes hindurch werden mediale Bildwelten sichtbar. Die Körper der RezipientInnen, die vor dem "Window" stehen oder an ihm vorübergehen, füllen sich ebenfalls mit Texturen medialer Bildwelten und werden massenmedial tätowiert. Ein Sprachgenerator "singt/rappt" aktuelle Nachrichten von der Internetseite des Weißen Hauses.

Sprache und Bild stellen das Baumaterial für den symbolischen und imaginären Haushalt, in dem wir Weltbilder und Sinnarchitekturen konstruieren. Wir leben und denken in Sprache und Bilder, sie bilden die Domäne unseres Weltbildes. Die Tastatur ist das Fenster dieser Domäne, das Ein- und Aussichten gewährt, aber gleichzeitig auf die Doppelstruktur von Sprache und Welt verweist: einerseits Gefängnis, das uns beschränkt, andererseits Schnittstelle, an der wir uns an bestehende Welten koppeln und neue generieren.

Thomas Feuerstein, Domäne als Weltbild, Computer-/Videoinstallation, 1995

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