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[Foto: Thomas Feuerstein: IBM (InduktionsBildManipulator), 1995, Mikroskop, Stroboskop, Blockschema einer IBM-Datenverarbeitungsanlage]

Thomas Feuerstein, IBM (InduktionsBildManipulator), 1995. Mikroskop, Stroboskop, Blockschema einer IBM-Datenverarbeitungsanlage

Ein Stereo-Mikroskop gekoppelt an ein Stroboskop bzw. an eine Blitzlichtanlage ermöglichte über die Trägheit der Lichtrezeptoren im Auge, dem sogenannten Nachbildeffekt bzw. weiters durch die Asynchronität zwischen neuronalen Reizen und deren Bewußtwerdung im Gehirn die Einbelichtung einfacher geometrischer Formen in unseren Sehapparat. Im Zuge des Nachbildeffektes war der Benutzer/Betrachter nur während der "Sehpausen" in der Lage, das gesehene bzw. einbelichtete Bild über dessen Projektion an den Wände des realen Ausstellungsraumes virtuell wahrzunehmen. Die einfachen geometrischen Formen (Schablonenzeichen einer IBM-Datenverarbeitungsanlage im Blockschema) wurden nicht während des eigentlichen Sehvorgangs bzw. der Netzhautbelichtung wahrgenommen, sondern erst in Form des projizierten Nachbildes wird das Gesehene einsehbar. Das Gerätehybrid Mikroskop/Stroboskop war als virtuelle Ausstellung in der Ausstellung konzipiert, die es ermöglichte, eine immaterielle, vom Seh- und Wahrnehnungsapparat unseres Gehirnes entworfene Bilderserie an den realen architektonischen Wänden des Raumes zu konstellieren. Die Arbeit basiert darauf, daß Gehirn und Psyche in unterschiedlichen Gegenwarten leben, denn in dem Augenblick, wo uns eine neuronale Operation als visueller Eindruck zu Bewußtsein kommt, ist bekanntlich der Reiz im neuronalen Substrat längst abgeschlossen. Obgleich für alle bewußten Prozesse ein neuronales Substrat postuliert werden muß, wird uns nur ein Bruchteil der neuronalen Prozesse auch tatsächlich bewußt. In Gegenüberstellung der virtuellen Ausstellung in der Ausstellung mit der Installation LogoCouture soll das Verhältnis von Logos und Medien, von Kultur und Gedächtnis in bezug auf Wirklichkeit bearbeitet werden, die sich als ein medial injiziertes und kulturell bewährtes Wissen erweist.

(Thomas Feuerstein, in: Ch. Bertsch, St. Bidner, T. Feuerstein, E. Trawöger (Hrsg.), Diskurs der Systeme (z.B.), Wien 1997, S. 67 f.)

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