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10 Sampling-Thesen

  • Sampling charakterisiert den neuronalen, technischen und sozialen Zustand von Medienkulturund ist als Doppelstruktur sowohl einer industriellen und informationellen Außenwelt als auch einer medial geprägten kognitiven Innenwelt inhärent.
  • Sampling impliziert semiotisch Polyvalenz, zeitlich Simultanität und räumlich Parallelität, woraus sich Mischungen, Neustrukturierungen und Neukontextualisierungen ergeben, welche die Ordnungen der Dinge und des Selbst sowie die Beziehungen und Kommunikationen der Menschen untereinander einer universellen Redaktion unterziehen.
  • Sampling als akkurate Methode der Zerlegung und Restrukturierung bedingt die analoge und digitale Standardisierung von Welt. Damit vollzieht sich der Wandel von Kultur in Technokultur und beginnt der eigentliche Zivilisationsprozess des Maschinischen.
  • Sampling als Kulturtechnik beruht auf Standards und Archiven, fungiert aber als Kompostieranlage des Historischen, der Images und medialen Konditionierungen und wirkt als Katalysator, der Typisierungen bricht und verändert.
  • Sampling ist eine Archivtechnik, die uns aus dem Kerker der Geschichte befreit. Es versieht uns mit Updates und garantiert, dass wir nicht eine Replik des Historischen und Traditionellen bleiben, sondern dass eine permanente Abgleichung mit Gegenwart und möglicher Zukunft erfolgt.
  • Sampling transformiert Autorenschaft, stört Vorstellungen von Copyright und Privateigentum.
  • Sampling eröffnet einen transdisziplinären Horizont der Symbolproduktion.
  • Sampling stellt Instrumente für den Umgang mit Komplexitäten bereit, die als Metastruktur u.a. das Technische, Ökonomische und Politische interpolieren, um diese aus ihrer Statik zu lösen und sie kontingent, d.h. veränder- und gestaltbar zu präsentieren.
  • Sampling ist nicht Ausdruck eines kulturell instantanen Stadiums der Beginn- und Endlosigkeit, in dem alles Gegebene ist und nur innerhalb dieser determinierten Vorgaben „Neues“ kombiniert werden kann. Es ist mehr als eine konservative Strategie, Archive zu plündern und zu recyceln: Sampling sprengt den Rahmen einer ars combinatoria.
  • Sampling verharrt nicht innerhalb vorgegebener Möglichkeiten, Materialien und Informationen, sondern beinhaltet die Möglichkeit der Innovation und Emergenz.
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