Thomas Feuerstein / Christine S. Prantauer, Logo Couture, 1995, Solarium, Magazine Die Arbeit LogoCouture, bestehend aus einem Solarium und einem Zeitschriftenteppich, zeigt auf der unteren Platte eines geöffneten Solariums (Turbobräuner) die nachgebildeten Umrisse eines androgyn menschlichen Körpers. Die schematisierte Körperoberfläche wird von Grenzen durchschnitten, die Hautteile markieren, denen jeweils ein Logo eines/r bestimmten Produktes/Marke eingeschrieben ist. Die so umgrenzten Hautteile erinnern in ihrer Gesamtheit an eine geographische Landkarte, segmentiert durch die Grenzen einzelner Länder und Nationen. Die Firmenlogos, die dem Umfeld der Haute Couture entnommen sind, markieren jeweils den Körperteil, auf den die Wirkung der Anwendungsbestimmung des jeweiligen kosmetischen Produktes abzielt. Aus der Haute Couture - der Hohen Kunst der Schneiderei - wird eine "Haut Couture", eine Zerschneidung der Haut und eine Segmentierung des Körpers, wie dies aus der schematischen Abbildung von zerteilten Schweinen und Rindern in Kochbüchern bekannt ist. Die Logos werden dem Körper, der hier einem fotografischen Film gleicht, eingebrannt - die Logos sind nicht mehr nur Trademarks, sondern Brandmarks (Brandzeichen). Die mediale Tätowierung bzw. das mediale Branding durch Produkte der Kosmetik, die hier exemplarisch und stellvertretend für sämtliche Bereiche unserer Logokultur und semiotisierten Warenkultur stehen, wird auf der "Metaebene", auf dem oberen Flügel des Turbobräuners anhand diverser Textpassagen, die Wertkategorien verschiedener Systeme und Disziplinen repräsentieren, weitergeführt und ergänzt. Die Textzitate sind verschiedenen Theoriegebieten entnommen und reichen von Geldtheorie - etwa der Überführung von Geldwerten in reine Zeichenwerte bei Georg Simmel - über die Kybernetik von Norbert Wiener bis zur Evolutionstheorie von Charles Darwin. Die Texte stehen, im Gegensatz zu den piktoralen Logos, die einen Wiedererkennungsfaktor konstituieren und bestimmte Werte und Körpergefühle konnotieren, für einen intellektuellen Logos. Sie fungieren hier als symbolische Linsen, durch die sich ideologisches Wissen in unseren Gehirnen fokussiert und in unser Bewußtsein kognitiv einbrennt. Der Teppich unter dem Solarium besteht aus Coverseiten von Mode- und Lifestylemagazinen. Die Vorderseiten der Covers zeigen dabei ein bestimmtes Menschen- und Schönheitsbild, die Rückseite ein Produkt, wie dieses Ideal des schönen Antlitzes, des perfekten Körpers, der auratischen Einmaligkeit oder des Sexappeals erreicht werden kann. Die Hinterseite birgt die konstruktivistische Frage des »Wie« (Wie erreiche ich das Ziel einer schönen Haut? etc.), die Vorderseite beherbergt die dekonstruktivistische Frage des »Was«, das bestimmende Schema des Ideals, nachdem sich das Finale und der Weg des »Wie« ausrichtet. Beide Seiten sind antagonistische Pole, die das Funktionieren unserer Logokultur an ihrer medialen Haut zur Schau stellen. (Thomas Feuerstein, in: Ch. Bertsch, St. Bidner, T. Feuerstein, E. Trawöger (Hrsg.), Diskurs der Systeme (z.B.), Wien 1997, S. 66) |