Wie man sieht, ist nichts so einfach wie die Technik, auf der unsere
ganze Bildung beruht. Alles reduziert sich auf Töne bzw. Wörter, die aus
dem Mund des einen durch das Ohr des anderen in dessen Gehirn gelangen,
das parallel dazu über die Augen die Gestalt derjenigen Körper aufnimmt,
für die jene Wörter die willkürlichen Symbole sind.
La Mettrie, Der Mensch als Maschine
L’artMettrie ist eine im Netz lebende Maschine,
die sich über Daten nährt und diese entropisch zu Rauschen und Darmwinden
verdaut. Sie will mit Links und Texten gefüttert werden, um sich nihilistisch
durch das Netz zu fressen.
Ist es ferner nicht so, daß der eine zwar hört, aber nicht sagen kann,
daß er hört (bei einem Schlaganfall), und der andere zwar nichts hört,
aber aufgrund funktionierender Sprachnerven im Gehrin Phantasien, die
ihm durch den Kopf gehen, maschinenmäßig sprechend äußert?
La Mettrie, Der Mensch als Maschine
Der französische Arzt und Philosoph Julien Offroy
de La Mettrie (1709-1751) entwickelte in seinem Hauptwerk "L'homme machine"
("Der Mensch als Maschine", 1748) das Bild eines auf mechanische Funktionsabläufe
reduzierten Menschen und begründete damit eine materialistische Psychologie.
Der Körper gleicht einer Uhr, und die frischen Nährstoffe gleichen
dem, der sie aufzieht.
La Mettrie, Der Mensch als Maschine
Sein "mechano-vitalistisches" Weltbild optiert gegen
einen psychophysischen Dualismus und für einen (emergenten) Materialismus.
Er plädiert für einen materialistischen Monismus, der alles Geistige als
physisch begründet betrachtet, womit das Leib-Seele-Problem bzw. das Körper-Geist-Schisma
als obsolet erklärt werden. Geist und Intelligenz werden als determinierte
Systeme begriffen, die sich dekonstruieren und maschinell simulieren lassen.
Das Phänomen Mensch reduziert sich dabei auf ein Input/Output-Modell,
auf einen sinnesdatenverarbeitenden Apparat.
Da nun aber einmal alle Funktionen der Seele dermaßen von der entsprechenden
Organisation des Gehirns und des gesamten Körpers abhängen, daß sie offensichtlich
nichts anderes sind als diese Organe selbst, haben wir es ganz klar mit
einer Maschine zu tun.
La Mettrie, Der Mensch als Maschine
Harte Naturwissenschaften, von der Medizin und Biotechnologie
über Neurowissenschaften und Robotik bis zur KI- und AL-Forschung, stehen
in einer materialistischen Tradition. Diese erfährt heute nicht nur unter
neuen Vorzeichen eine brisante Aktualisierung, sondern wird als Tendenz
der Aufklärung fortgeschrieben, die uns in der "Abklärung" des technoparadigmatischen
"Empirie-Empires" auf posthumane Zustände vorbereitet.
Das Denken entwickelt sich doch ganz offensichtlich mit den Organen.
Warum sollte die Materie, aus der sie bestehen, nicht auch Schuldgefühle
hervorbringen können, seit sie irgendwann einmal im Laufe der Zeiten die
Fähigkeit des Empfindens erworben hatte?
La Mettrie, Der Mensch als
Maschine
Im Kontext des Projektes "sinnlos" interessiert
La Mettrie auch unabhängig von Fragen des "Geistes" und seines Verhältnisses
zur Materie als konsequenter Antimoralist und Vertreter des Nihilismus.
Diesbezüglich versteht sich "L’artMettrie" als ironische Maschine, die
im Modus eines Sinnes- und Informationsrelativismus "sinnlos" operiert
— vielleicht ganz im Sinne von La Mettrie, dem Hauptvertreter einer polemisch-ironischen
Philosophie.
Kommen wir also zu dem kühnen Schluß, daß der Mensch eine Maschine
ist, und daß das Universum aus nur einer Substanz — in verschiedenen Modifikationen
— besteht.
La Mettrie, Der Mensch als
Maschine
Zit.
n. Julien Offray de La Mettrie Der Mensch
als Maschine, aus dem Französischen
übersetzt
und eingeleitet von Bernd A. Laska, Nürnberg 1988.
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Kontakt: Thomas Feuerstein
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