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[Kupferstich: Claude Mellan]

Thomas Feuerstein, The Master's Voice, 12" Vinyl unrealisiert, 1993. Claude Mellan schuf 1649 in einer einzigen Linie den Kupferstich "Schweißtuch der Veronika". Die konzentrisch geführte Linie setzt auf der Nasenspitze des Christuskopfes an und breitet sich spiralförmig in an- und abschwellender Stärke ohne Unterbrechung zum Bildrand hin aus. Mellan generierte die Rille in einem halbautomatischen Verfahren, die wie eine physikalische Schwingungsspur in die Kupferplatte graviert wurde. Diese Rille wird von der Kupferplatte (42,8 x 32 cm) auf eine Vinyl-Schallplatte (12 inches) übertragen.


[Zeichnung: Thomas Feuerstein: Mediumismus]

Thomas Feuerstein, The Master's Medium. Channelling Studios #1, 12" Vinyl unrealisiert, 1995.

Seite A: Das englische Musikmedium Rosemary Brown graviert mit einer auf ihrem Fingernagel geklebten Nadel musikalische Schwingungen verstorbener Komponisten in den Rohling einer Vinylschallplatte.

Seite B: Das brasilianische Medium Chico Xavier graviert mit einer auf seinem Fingernagel geklebten Nadel die Frequenzen von Stimmen verstorbener Literaten und Künstler in den Rohling einer Vinylschallplatte.


[Foto: Thomas Feuerstein: Plattenspieler]

Thomas Feuerstein, Locked Groove, 12" Vinyl unrealisiert, 1993. Die Schallplatte versammelt eine Serie von locked grooves. Jede Kreisrille beinhaltet ein auf die Länge abgestimmtes Musikstück, einen Beat oder ein Geräusch. Die Schallplatte wird in einer Auflage von fünfzig Stück gepresst und in einem Setting von 50 Abspielgeräten installiert. Das Setting kann der räumlichen Situation angepasst werden, indem die Turntables auf einem Tisch, am Boden oder in verschiedenen Räumen verteilt werden. Die einzelnen Loops auf den Platten können von den Besuchern mittels Tonarm ausgewählt werden; die Abspielgeschwindigkeit kann verändert werden. Die Beschallung erfolgt über ein PA-System.


[Skizze: Thomas Feuerstein: Technik]

Thomas Feuerstein, Steady State, Diagramm, 1993. Eine spezielle Anwendung finden die Schallplatten von Locked Groove in der Audioinstallation Steady State (unrealisiert):

"Eine variable Anzahl an Abspielgeräten, Verstärkern und Lautsprechern wird zentrisch um einen Kreismittelpunkt angeordnet. Jedes Abspielgerät tastet den selben Tonträger ab, auf dem sich ein kurzes Tonstück befindet. Die Abspielgeräte sind zeitlich seriell geschaltet, so daß sich die jeweiligen Beginnzeiten um den Faktor \u2206t verschieben. Die zeitlichen Verschiebungen sind derart gestaffelt, daß die Zeitverschiebungen des letzten gegenüber dem ersten Abspielgerät t-\u2206t beträgt. Es entsteht ein klangliches Koordinatennetz, das Zeit und Klang verräumlicht. Befindet man sich auf der Nullkoordinate des Netzes, hört man das gesamte Musikstück als stehende Welle, in einem einzigen Ton. Bewegt man sich aus dem Zentrum heraus, verändert sich dieser 'Null-Ton'." (Thomas Feuerstein, Steady State, in: Thomas Feuerstein, System-Daten-Welt-Architektur, Wien 1995, S. 113.)

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